Ein eigenes Arbeitszimmer – nie zuvor war es so sehr ersehnt wie in den letzten Jahren. Diejenigen, die nicht in der glücklichen Lage waren, bereits eines zu besitzen, dachten über die Möglichkeiten nach. Wo könnte ein ruhiger Arbeitsplatz eingerichtet werden? Wo wäre noch Raum und Ruhe? Eine der meistbedachten Optionen war bei vielen der Dachboden. Aber eignet sich der Platz unter dem Dach tatsächlich als Homeoffice? Was ist zu beachten? Wie aufwendig wäre ein Ausbau? Wir haben einen Plan zusammengestellt.
Bevor es an den konkreten Ausbau geht, sind Basisfragen zu klären. Je nach Bundesland und Umfang des Dachausbaus ist eine Reihe von baurechtlichen Vorschriften zu beachten. Ist beispielsweise eine Baugenehmigung erforderlich, so muss diese zwingend vor Baubeginn beantragt und die Erteilung abgewartet werden. Die Erforderlichkeit ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Als Faustregel gilt jedoch, dass eine Baugenehmigung nötig ist, wenn die Baumaßnahme in die Statik eingreift oder die äußere Optik durch Anbauten wie Balkone oder Gauben verändert wird. Die Landesbauordnung Ihres Bundeslandes gibt Ihnen hier eine erste Orientierung.
Vorab sollten Sie bei Unsicherheiten immer das Gespräch mit dem zuständigen Bauamt beziehungsweise der Bauaufsichtsbehörde suchen. Klären Sie ebenfalls gleich ab, ob andere Pflichten bestehen, etwa die zur Bauanzeige. Halten Sie rechtliche Auflagen nicht ein, kann es teuer werden. Im Extremfall bedeutet dies, dass Sie einen vollständigen Rückbau durchführen müssen.
Sicher ist: Bauen Sie Ihren Dachboden in Wohnraum um, so bestehen spezifische Pflichten zum Brandschutz und zur Wärmedämmung. Diese hängen unter anderem davon ab, ob es sich um reinen Wohnraum oder um ausgewiesene, abgekoppelte Büroräume handelt. Für den Wärmeschutz gelten die Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes (früher EnEV). Bei einem Dachausbau oder einer -sanierung sind die Mindeststandards einzuhalten.
Abgesehen von den Auflagen ist der Dachboden meist der ideale Ort für ein Heimbüro. Er liegt weit von den anderen Räumen entfernt und ist damit vermutlich der ruhigste Platz im Haus. Unter Umständen lässt sich der Umbau sogar steuerlich absetzen – nämlich dann, wenn der Raum ausschließlich als Arbeitszimmer genutzt wird. Damit aus dem Dach ein perfektes Homeoffice wird, müssen weitere Faktoren stimmen.
Gute Lichtverhältnisse sind im Arbeitszimmer ein Muss. Idealerweise verfügt Ihr Dachboden über ein oder mehrere Fenster, denn Tageslicht ist gesundheitlich das Optimum. Auch ohne Dachfenster lässt sich der Raum zwar mit Tageslichtlampen beleuchten, doch für Acht-Stunden-Arbeitstage wird das auf Dauer trist.
Lichtmangel ist nicht nur schädlich für die Augen, sondern führt im schlimmsten Fall zu Depressionen. Der Einbau eines Dachfensters oder sogar einer Gaube lohnt sich also immer – auch im Hinblick auf die Frischluftzufuhr. Für perfekte Lichtbedingungen sollte der Arbeitsplatz in Fensternähe eingerichtet werden. Der Bereich unter dem Fenster ist bei ausreichender Kniestockhöhe (der gerade Wandbereich unterhalb der Schräge) der ideale Platz, denn er nutzt die Dachschrägen-Verhältnisse geschickt aus und beleuchtet optimal.
Denken Sie hierbei an den Sonnenschutz! Dieser ist aus mehreren Gründen wichtig: Eine zu starke Sonneneinstrahlung kann leicht zu einer Überhitzung des Homeoffice führen oder blenden. Rollos, Plissees, Jalousien und Co. gibt es inzwischen auch für Dachfenster.
Unter dem Dach wird es im Sommer schnell heiß und im Winter schnell kalt. Eine gute Dämmung der Dachfläche sorgt dafür, dass dort das ganze Jahr angenehme Temperaturen herrschen und das Heimbüro ganzjährig genutzt werden kann. Ebenfalls zu beachten: die Schalldämmung. Sowohl an den Dachflächen als auch auf dem Boden wird der Lärmpegel durch geeignetes Dämmmaterial deutlich reduziert. Von außen dringt nichts ins Homeoffice und Geräusche aus dem Dachgeschoss werden nicht mehr ungefiltert nach unten weitergegeben.
Nicht jeder Dachboden besitzt einen Stromanschluss. Hinzu kommt, dass in einem Arbeitszimmer weitaus mehr Anschlüsse vorhanden sein müssen als in einem normalen Wohnraum. Spezielle Steckdosen für Internet und eventuell Telefon sollten Sie einrichten, falls sie nicht schon existieren. Müssen Sie nachrüsten, macht es durchaus Sinn, die Raumaufteilung vorab durchzuplanen und dann zu entscheiden, wo welche Steckdosen zu platzieren sind.
Haben Sie Ihren Dachboden optimal ausgebaut und mit allen nötigen Fenstern, Dämmungen und Anschlüssen versorgt, können Sie sich an die Inneneinrichtung machen. Wegen der Dachschrägen fällt es dabei manchmal etwas schwer, eine gelungene Aufteilung zu erarbeiten. Dabei ist es ganz leicht:
Beim Stauraum arbeiten Sie mit den vorhandenen Gegebenheiten. Jede Schräge und Nische lässt sich nutzen. Schieben Sie beispielsweise Lowboards oder niedrige Kommoden in die Ausläufer der Dachschrägen, verkürzt das zwar den Raum optisch etwas, lässt ihn aber aufgeräumt und harmonisch aussehen – fast wie mit maßgeschneiderten edlen Einbauschränken. Mit vielen Schränken unter den Schrägen generieren Sie übrigens nicht nur wertvollen Stauraum, sondern verbessern gleichzeitig die Dämmung. Eine großartige Möglichkeit sind mobile Schränke oder Rollcontainer. Im Nu hervorgerollt, verhindern sie, dass Sie sich auf dem Dachboden zu sehr nach Ihren Unterlagen bücken müssen.
Ein weiterer Tipp für Sie: Dachböden sollten immer hell gestrichen oder tapeziert werden. Durch das gedrungene Dach und die oft niedrige Raumhöhe entsteht leicht eine dunkle, bedrückende Atmosphäre, die für das tägliche Arbeiten belastend sein kann. Mit einem hellen Anstrich und hellen Möbeln geben Sie Ihrem Homeoffice optisch Größe, Leichtigkeit und Licht. So wirkt die Räumlichkeit gemütlich und sorgt für ein freies Arbeiten unter dem Dach.