Wollten Sie in den letzten Monaten eine Eigentumswohnung oder eine Immobilie erwerben, mussten Sie vielerorts deutlich tiefer in die Tasche greifen. Interessant ist dabei vor allem ein besonderes Phänomen: Während die Preise in bisherigen teuren Metropolen zurückgingen oder moderat stiegen, kletterten primär die Preise in bisher besonders günstigen Städten.
Eine Beobachtung der Angebotspreise in 69 Städten (Bestandswohnungen, mit 75 Quadratmeter, drei Zimmern, im ersten Stock und Baujahr ab 1990) zeigt, dass die Preise für Wohnraum vor allem in bislang als teuer geltenden Metropolen nicht mehr so stark ansteigen. Gemessen an den Angebotspreisen im ersten Halbjahr 2022 und im selben Zeitraum 2021, zeigten sich diese überraschenden Ergebnisse. Während die Preise in München und Frankfurt um etwa drei Prozent stiegen und in Hamburg und Freiburg um rund sechs Prozent kletterten, betrug der Preisboom in Bochum sogar 21 Prozent.
Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum steigt deutschlandweit. Die Immobilienobjekte der Begierde liegen immer häufiger in den bisher günstigeren Städten, wie beispielsweise Mönchengladbach, Solingen, Buchung, Chemnitz, Herne oder Lübeck. In Bochum beispielsweise mussten Käufer für den Quadratmeter 21 Prozent mehr zahlen, aktuell bei rund 2.500 Euro.
Ein Grund, warum die Immobilienpreise in den bisher günstigeren Städten enorm stiegen, sind die Zinsen. Wohneigentum zu finanzieren, wird durch eine Anhebung der Zinsen durch die EZB deutlich teurer. Möchten Sie sich den Traum der eigenen vier Wände erfüllen, müssen Sie vielerorts Abstriche machen. Das gilt nicht nur für die Quadratmeteranzahl, sondern vor allem für die Regionalität. In der Hansestadt Hamburg müssen Kaufinteressenten gegenwärtig pro Quadratmeter etwa. 6.760 Euro (ein Anstieg um sechs Prozent in den letzten zwölf Monaten) zahlen, in Bochum hingegen kostet er lediglich knapp über 2.500 Euro.
Die Entwicklung der Bundesanleihen führt vor allem dazu, dass die Zinsen für Baufinanzierungen teurer werden. Ein Blick auf die Darlehensangebote zeigt, dass sich die Zinsen für einen Baukredit (zehnjährige Zinsbindung) in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 mehr als verdoppelt haben (1,38 Prozent im Januar und 3,34 Prozent im Juni). Möchten Sie einen Kredit für die Erfüllung Ihrer Immobilienträume aufnehmen, könnten Sie monatlich mehr als 1.000 Euro mehr zahlen müssen.
Die höhere Zinsbelastung macht sich vor allem in den beliebten Metropolen bemerkbar, denn hier geht der Bauboom deutlich zurück und auch die Nachfrage nach Bestandsimmobilien sinkt. Durch den höheren Grundpreis für den Immobilienerwerb benötigen Kaufende häufig höhere Baufinanzierungen. Die gestiegenen Zinsen sind sofort in der monatlichen Ratengestaltung spürbar. So betrug der Anstieg in München mehr als 1.000 Euro monatlich, in Hamburg mehr als 800 Euro, in Frankfurt am Main mehr als 750 Euro und in Stuttgart etwa 700 Euro.
Um sich den Immobilientraum dennoch erfüllen zu können, orientieren sich viele Käufer um und suchen nach günstigeren Alternativen. Diese finden sie vor allem in den ländlichen Regionen oder bisher als unattraktiv geltenden Städten. Das zeigt sich in der wachsenden Nachfrage nach Immobilien in Regionen wie Bochum, Solingen, Paderborn oder Recklinghausen.
Während das Nachfrageplus die Immobilienpreise in den letzten Monaten rasant in die Höhe getrieben hat, ist für viele Experten ein Ende in Sicht. Durch die gestiegenen Preise zeigt sich vielerorts schon ein Nachfragerückgang, denn immer weniger Kaufinteressenten können sich ihre Wunschimmobilie leisten.
Das wiederum führt zur Preisstabilität und in einigen Regionen sogar bereits zu sinkenden Immobilienpreisen. Die Beobachtung am Wohnungsmarkt für das zweite Quartal 2022 zeigt, dass der Nachfragerückgang bei Immobilienkäufen ein Wachstum bei Mietinteressenten hervorruft. Die Mietpreisrallye wird dadurch erneut gestartet, was sich vor allem in Metropolen wie Berlin, München oder Hamburg zeigt. Die Preise für Mietwohnungen steigen enorm. In Berlin kletterten sie von 2016 bis 2021 beispielsweise um über 42 Prozent. Speziell Singles und Familien müssen in Metropolen deutlich tiefer in die Tasche greifen.