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Dreifach verglaste Fenster im Altbau – ja oder nein?

Altbau

Eine beliebte Möglichkeit zur energieeffizienteren Gestaltung Ihrer Bestandsimmobilie besteht neben der Dämmung der Wände im Austausch alter Fenster gegen moderne, deutlich energiesparendere Kunststofffenster mit Zweifach- oder Dreifachverglasung. Aus energetischen Aspekten sind die dreifach verglasten Fenster die beste Wahl. Sie kosten zwar mehr, sparen aber langfristig Heizkosten und der Einbau wird vom Staat gefördert. Nachfolgend finden Sie wesentliche Fakten als Entscheidungshilfe.

Der U-Wert als Kennzahl für Wärmeverluste

Das entscheidende Kriterium für alle Dämmmaßnahmen ist der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert). Er beschreibt das Maß für den Wärmedurchgang, also die Wärmetransmissionsverluste von Gasen oder Flüssigkeiten durch einen festen Körper (Wand, Dach, Glas, Türe). Je tiefer der U-Wert, desto kleiner sind die Wärmeverluste nach außen und dementsprechend geringer der Energieverbrauch.

Der U-Wert liegt bei Einfach­verglasung meist zwischen 5 und 6, bei Zweifachverglasung etwa bei 1,1 bis 1,4 und bei Dreifachverglasung unter 1,1. Die dreifach verglasten Fenster sind also deutlich energieeffizienter als die einfach verglasten und bringen eine enorme Energieeinsparung, weil weniger geheizt werden muss.

Üblicherweise muss für die besseren U-Werte und die Energieeinsparung rund zehn Prozent mehr bezahlt werden. Da der Staat besonders energieeffiziente Maßnahmen unterstützen will, werden an die Förderung sehr strenge Bedingungen geknüpft. So müssen die neuen Fenster einen sehr guten U-Wert erreichen. Grenzwerte liegen hier bei 0,95 W/m²K für „einfache“ Fenster und 1,1 W/m²K für barrierearme oder einbruchsichere Fenster. Damit wird klar, dass dreifach verglaste Fenster immer gefördert werden, zweifach verglaste Fenster im Einzelfall und auch nur dann, wenn sie barrierearm oder einbruchsicher sind.

Die BAFA-Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) bezuschusst 20 Prozent der förderfähigen Kosten (bei einer Gesamtsumme von maximal 60.000 Euro). Die KfW fördert in den Programmen 261 und 262 Maßnahmen zum energieeffizienten Bauen und Sanieren mit einem Förderkredit bis zu 60.000 Euro und einem Tilgungszuschuss zwischen 15 und 50 Prozent.

Fügen sich nun diese drei Faktoren zusammen, so ergibt sich ein simples Rechenmodell: Für die dreifach verglasten Fenster müssen zehn Prozent mehr bezahlt werden, jedoch zahlt der Staat beim BAFA-Programm 20 Prozent der Gesamtkosten und auf lange Sicht werden Heizkosten gespart.

Das Problem: Dreifach-Verglasung im Altbau

Möchten Sie in einem Altbau die in die Jahre gekommenen Fenster gegen moderne Exemplare mit Dreifach­verglasung austauschen, werden Sie schnell feststellen, dass unter den Experten eine große Uneinigkeit herrscht. Im Kern geht es bei der Diskussion darum, dass die moderne und energieeffiziente Dreifach­verglasung für alte Gebäude besonders schädlich oder eben sehr nutzenbringend sein kann.

Verschiedene Meinungen von Experten

Die eine Gruppe der Experten rät dringend davon ab, dreifach verglaste Fenster im Altbau zu nutzen. Dies führe zu Schimmel in und an den Wänden. Wenn ein Einbau geplant ist, müsse vorab auch die Außenwand gedämmt werden.

Die andere Expertengruppe sieht im Einbau dreifach verglaster Fenster im Altbau kein Problem. Wichtig sei lediglich eine gute Lüftroutine, da durch die dichteren Fenster weniger Luftaustausch stattfindet und sich Feuchtigkeit länger in den Räumen hält.

Wir gehen der Sache auf den Grund und klären, wer recht hat.

Woher kommt der Schimmel?

Schimmel entsteht, wenn feuchte Luft nicht austrocknen kann. Deshalb riechen Keller muffig. Es ist dort feucht und kalt, Luftaustausch findet kaum statt. Das ist in bewohnten Räumen in der Regel anders. Die beim Duschen, Kochen und auch durch Atmen entstehende feuchte Luft verteilt sich regelmäßig über die Räume und kann durch Fenster und Türen austreten.

Wussten Sie, dass jeder Mensch pro Stunde 30 bis 100 Gramm Wasserdampf abgibt?

Die Mär vom Schimmelbefall durch neue (=dichte) Fenster

Die Tatsache, dass in Räumen Schimmel entsteht, hat ganz und gar nichts mit der Art der Fenster und der Verglasung zu tun, sondern mit dem Lüftverhalten. Die Behauptung der Gegner der Dreifachverglasung im Altbau, dass aufgrund der neuen Dichtigkeit der Schimmel über kurz oder lang seinen Weg ins Haus findet, ist schlichtweg falsch.

Die Mär, dass neue (= dichte) Fenster Schimmel fördern, führt zurück auf den Sprung von der Einfachverglasung zur Zweifachverglasung, wobei es noch nicht einmal um die Verglasung, sondern um die alten Fensterrahmen geht. Denn nicht renovierte Fenster in Altbauten sind häufig undicht, weil die häufig verwendeten Holzrahmen von Natur aus luftdurchlässiger sind als Kunststoff oder Metallrahmen. Zudem verziehen sich alte Holzrahmen mit der Zeit (Naturprodukt!), sodass Undichtigkeiten entstehen. Durch das Glas selbst kommt keine Feuchtigkeit durch, weder durch eine Glasscheibe noch durch drei!

Früher: Zusätzliches Lüften = Kälte

Durch die Undichtigkeit findet ein stetiger Luft-/Kälteaustausch statt. Bewohner von Häusern mit derart alten Fenstern neig(t)en dazu, die Fenster sehr selten zu öffnen, da es besonders im Herbst und Winter per se schon kälter im Haus war (bedingt durch den permanenten Luftaustausch).

Heute: Zusätzliches Lüften = Entfeuchtung

Werden nun neue Fenster in das Haus eingebaut, ändert sich jedoch nichts am Lüftungsverhalten, bleibt die Feuchtigkeit aus Bad, Küche und Co. im Haus und stiehlt sich nicht ­– wie bisher – von allein heraus. Es muss also gelüftet werden! Passiert dies nicht, so entsteht über kurz oder lang Schimmel an den Stellen, wo sich die Feuchtigkeit niederschlägt.

Fazit

Schimmel entsteht nicht durch bessere Verglasung, die die Wohnräume „zu dicht“ macht, sondern durch falsches oder fehlendes Lüften. Die energieeffizienteren Fenster helfen nur, dass die Wärme im Haus bleibt und nicht unbeabsichtigt das Haus verlässt. Das hat zur Folge, dass weniger Energie aufgewendet werden muss, um Räume zu beheizen und warmzuhalten. Deshalb steht einer energetischen Sanierung einer Altbau-Immobilie mit Dreifach­verglasung nichts im Weg. Im Übrigen hat auch eine Dämmung der Außenfassade nichts mit der Schimmelbildung zu tun. Diese Maßnahme hat nur einen weiteren Einfluss auf die Energieeinsparung, da dann Fenster UND Fassade einen ähnlich guten U-Wert aufweisen.

Sechs Tipps für richtiges Lüften

  1. Lüften Sie täglich drei- bis viermal.
  2. Öffnen Sie die Fenster kurz komplett (Stoßlüften) statt dauerhaft gekippt. Lassen Sie die Innentüren geöffnet, damit die frische Luft in andere Räume strömen kann.
  3. Öffnen Sie Fenster / Innentüren auf der gegenüberliegenden Seite, um für Durchzug sorgen (Querlüften).
  4. Große Mengen an Dampf in Küche und Bad durch das vollständige Öffnen der Fenster sofort ins Freie ablüften.
  5. Im Sommer früh morgens, spät abends oder nachts lüften, tagsüber nur stoßlüften.
  6. Im Winter drehen Sie beim Stoßlüften die Thermostate herunter, Fenster nicht kippen!
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