Wenn die Tage wieder kürzer und die Nächte länger werden, startet die Hochsaison der Einbrecher. Fast die Hälfte aller Wohnungseinbrüche findet in der dunklen Jahreszeit statt, also zwischen Oktober und Januar. Das geht aus dem jährlich erscheinenden Einbruchsreport des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Und die Statistiken des Bundeskriminalamtes (BKA) zeigen: Der Dezember ist der gefährlichste Monat. Diebe erwarten kurz vor Weihnachten nicht nur mehr Beute. Der Dezember ist auch der Monat mit dem wenigsten Tageslicht – für Langfinger optimal, um ungesehen zu bleiben. Grund genug, sich genau jetzt mit dem Thema Einbruchsicherheit zu beschäftigen. Wir haben vier wichtige Punkte und drei Tipps für Sie zusammengestellt.
Der GDV weiß, dass die beliebtesten Angriffspunkte für Einbrüche vor allem Fenster beziehungsweise Fenstertüren sind. Bei Mehrfamilienhäusern ist die Eingangstür der präferierte Einstieg. Eine Investition in moderne, einbruchhemmende Fenster und Türen zahlt sich hier aus, denn solche Elemente erschweren den Zutritt erheblich und vermiesen dem Dieb den Erfolg. Jede Minute, die ein Einbruchversuch länger dauert, erhöht die Chance, dass er ganz ablässt und von dannen zieht. Schon heute wird laut GDV nahezu jeder zweite Einbruchsversuch abgebrochen, weil Täter nicht schnell genug ins Haus kommen.
Einbruchhemmende Fenster und Türen sind in der neuen Normenreihe DIN EN 1627ff beschrieben. Es würde zu weit führen, die Produktgruppen und Widerstandsklassen (RC, „resistance class“) komplett wiederzugeben. Zusammenfassend geht es um die sogenannte Einbruchhemmung der verschiedenen Einzelbauteile von Fenstern und Türen, also Schlösser, Schließzylinder, Schutzbeschläge sowie Verglasungen. Je länger ein Element dem Einbruchsversuch eines bestimmten Tätertyps standhält, desto größer ist seine Einbruchhemmung und desto höher seine Widerstandsklasse.
Privathaushalte, so empfehlen die Experten, sollten mindestens Bauteile der Widerstandsklasse RC 2 einsetzen. RC 2 gewährt ausreichenden Schutz gegen Gelegenheitstäter, die mit typischem Einbrecherwerkzeug (Schraubendreher, Zange, Keil) ausgerüstet sind. Diese Widerstandsklasse ist ein guter Kompromiss zwischen Einbruchschutz und Kosten. Die Werkzeugkontaktzeit beträgt drei Minuten – die gesamte Widerstandszeit 15 Minuten.
Fenster der Klasse RC 2 haben beispielsweise eine allseitige Verriegelung mit Achtkantverschlussbolzen in Kombination mit weiteren Sicherheitsbauteilen und einen Fenstergriff mit Anbohrschutz zum Abschließen. Als Verglasung wird Verbundsicherheitsglas („Panzerglas“) der Sicherheitsklasse P4A eingesetzt. Dieses besteht aus zwei oder mehreren Glasschichten, die mit Kunststofffolie oder Spezialharz fest verbunden werden.
Widerstandsklasse RC 3 ist mit einer Werkzeugkontaktzeit von fünf Minuten und einer gesamten Widerstandszeit von 20 Minuten zwar besser, die Elemente sind aber auch deutlich teurer. RC 4 bis 6 sind für Privathaushalte nicht mehr sinnvoll.
Bitte beachten Sie, dass mit steigender Widerstandsklasse auch das Öffnen durch die Feuerwehr – beispielsweise zu Flucht- und Rettungszwecken – erschwert wird.
Nur wenn Sie hochwertige Produkte einsetzen, haben Sie auch die Gewissheit, dass diese im Falle eines Einbruchversuchs den Täter abhalten. In Deutschland gibt es verschiedene qualifizierte Institutionen, die die Qualität einbruchhemmender Fenster und Türen überwachen. Als Verbraucher erkennen Sie entsprechende Produkte an den Logos dieser Institutionen.
KfW-Bank fördert Einbruchschutz!
Möchten Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung einbruchsicherer machen, können Sie in bestimmten Fällen auf finanzielle Unterstützung vom Staat hoffen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gibt für Maßnahmen zum Schutz vor Einbrüchen im Programm 455-E einen Zuschuss von bis zu 1.600 Euro – und zwar für Eigentümer oder Mieter. Alternativ kann mit dem Programm für den Abbau von Barrieren, mehr Wohnkomfort und besseren Einbruchschutz (159) ein Kredit bis zu 50.000 Euro beantragt werden – unabhängig von Ihrem Alter.
Einbrecher schlagen in der Regel nur dann zu, wenn niemand zu Hause ist. Neben Klassikern wie überquellende Briefkästen sind dauernd geschlossene Jalousien und ständige Dunkelheit in den Räumen während der Abendstunden ein eindeutiges Indiz für die Abwesenheit der Bewohner. Dies lässt sich mit ein wenig Technik ändern:
Die einfachste Variante der Anwesenheitssimulation sind Leuchten mit Bewegungsmeldern sowie Steckdosen mit Zeitschaltuhr. Leuchten mit Bewegungsmeldern im Außenbereich bringen bei Bewegungen Licht in jede noch so dunkle Ecke und schrecken den Langfinger ab. Steckdosen mit Zeitschaltuhr schalten zu bestimmten Zeiten eingesteckte Lampen, Radiogeräte und andere Geräuschmacher an- und aus. Moderne Zeitschaltuhren können unterschiedliche Zeitintervalle für verschiedene Wochentage abbilden.
Eine Stufe professioneller wird das Ganze mit dem Einsatz von smarten Geräten. Wir berichteten bereits über deren Verwendung in unserem Artikel über Smart Home. Smarte Geräte arbeiten in einem Netzwerk zusammen und können in sogenannten Szenarien den Alltag einer Familie auch bei deren Abwesenheit realistisch simulieren. Hierbei gehen abends zu verschiedenen Zeiten Lampen an- und aus, die Jalousien herunter – und morgens hoch. Der Fernseher oder die Stereoanlage laufen eine gewisse Zeit. Programmiert und gesteuert werden diese Alltagsszenarien über Smart-Home-Zentralen mit den passenden Smartphone-Apps.
Pfiffig: Per Fernzugriff können Leuchten und Jalousien auch vom Urlaubsort aus gesteuert werden. Aber Achtung: Der Fernzugriff bietet leider gleichzeitig immer eine Angriffsfläche für Hacker. Schalten Sie ihn nach Ihrer Abwesenheit immer wieder aktiv aus.
Alarmanlagen – offiziell heißen sie Einbruchmeldeanlagen (EMA) – haben gleich mehrere Aufgaben: Sie schrecken durch Lärm die Einbrecher ab und alarmieren zugleich die unmittelbare Umgebung (Nachbarschaft). Sie melden, wenn Türen oder Fenster aufgehebelt werden und Unbefugte die Räume betreten. Sie senden eine Nachricht an den Besitzer, einen Sicherheitsdienst oder die Polizei. Sie minimieren die Aktionszeit von Dieben und bringen diese in eine Stresssituation.
Es sind stets eigenständige Systeme, bestehend aus einer Alarmzentrale und diversen Sensoren, die per Kabel oder Funk mit der Zentrale verbunden sind. Auch bei den EMA gibt es heute smarte Lösungen, die bei Auslösung eines Sensors (z. B. bei Tür- oder Fensterkontakt) festgelegte Szenarien abspielen, wie zuvor beschrieben.
Besonders einfallsreich ist eine Lösung, bei der die Alarmzentrale aus einem für den Dieb attraktiven Tablet besteht, das zum Mitnehmen einlädt. Tut er dies, werden insgeheim GPS-Daten an den Hausbesitzer gesendet und Foto- sowie Tonaufnahmen erstellt. Die EMA fördert hier aktiv die Aufklärung.
Kommt es zu einem Einbruch(versuch), können installierte Videokameras außen und innen zur späteren Aufklärung beitragen. Im Idealfall schaltet sich der Hausbesitzer in Folge einer Einbruchmeldung durch die EMA „live“ auf die Kamera und kann noch während des Einbruchs vom Urlaubsort die Polizei alarmieren.
Immer wieder liest man in den sozialen Netzwerken wie Facebook & Co. von stolzen Reisenden, die Bilder vom Urlaubsort zeigen. Schlaue Einbrecher haben dann schnell die Adresse recherchiert und wissen genau, dass das Haus leer steht. Vermeiden Sie also, Ihre Abwesenheit öffentlich anzukündigen!
Ein weiteres untrügliches Indiz für die Abwesenheit der Bewohner ist ein überquellender Briefkasten. Bitten Sie entweder Nachbarn oder Familienmitglieder, den Kasten regelmäßig zu leeren oder beauftragen Sie eine temporäre Postlagerung. Den Bezug der Tageszeitung sollten Sie vor der Reise stoppen.
Ob Sie es glauben oder nicht, raffinierte Einbrecher studieren die Traueranzeigen in der Zeitung, um herauszufinden, wann und wo eine Wohnung unbewohnt ist. Die Information, wann eine Beerdigung stattfindet und wo sich das Trauerhaus befindet, reicht dabei aus.
Auch an den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel verzeichnet die Polizei jedes Jahr eine stark erhöhte Zahl an Einbrüchen. Hier helfen die bereits genannten Maßnahmen.