Nicht nur alte, traditionelle Bauernhäuser haben oft Dächer aus Reet – auch moderne Landhausklassiker werden immer öfter mit diesem natürlichen Material eingedeckt. Ein Reetdach kann Jahrhunderte überdauern. Allerdings ist es auch hier ab und an nötig, den Mann vom Fach fürs Dach kommen zu lassen. Alle fünf bis zehn Jahre sollte ein Reetdach vom Fachmann überprüft werden – das Dach wird abgefegt und angesammeltes Moos entfernt. Nicht jeder Dachdecker ist jedoch auch für die Arbeiten auf und an einem Reetdach ausgebildet – spezielle Ausbildungslehrgänge bringen den Dachdeckern bei, auf was es bei einem Reetdach ankommt und wie dieses traditionelle Handwerk richtig ausgeführt wird.
Gerade in Norddeutschland und auf den Nordsee-Inseln hat diese Dacheindeckung Tradition. Wenn Reet auch viele Jahrzehnte überdauern kann, ist eine Neueindeckung manchmal unumgänglich. Besonders dann, wenn die Spezialisten nach genauer Begutachtung festgestellt haben, dass das alte vorhandene Reet nicht mehr zu retten oder auszubessern ist. Dann wird mit der Dacherneuerung und dem Abtragen des alten Reets begonnen. Die ist körperlich sehr anstrengend und eine sehr staubige Angelegenheit. Wenn das Haus bewohnt ist, sollten alle Fenster und Türen fest verschlossen und die Türspalten und Ritzen mit Handtüchern verstopft werden – der feine Staub des alten Reets gelangt ansonsten selbst durch die allerkleinsten Fugen ins Haus.
Wenn das alte Reetmaterial entfernt ist, legen die Dachdecker fest, ob auch die Unterkonstruktion erneuert werden muss. Ansonsten folgt im nächsten Arbeitsschritt die fachgerechte Abdichtung des Daches, damit es später bei Wind und Wetter nicht zieht und pfeift. Ein Reetdach bietet übrigens perfekten Schutz vor Regen und Schnee, denn die auftreffende Nässe dringt lediglich in eine Tiefe von bis zu fünf Zentimetern Reet ein. Das ist lediglich die oberste Schicht, denn die Materialstärke eines Reetdaches beträgt stolze 35 Zentimeter.
Die Dachdecker bringen die Reeteindeckung ausschließlich bei trockenem Wetter aufs Dach – so kann sich auch in den Zwischenräumen kein Schimmel bilden. Die rund zwei Meter langen Reetbündel werden mit den dünnen Seiten nach oben, schichtweise auf der Unterkonstruktion mit Draht vernäht. Der Draht wird mit einem Spezial-Werkzeug festgezogen. Die kleine Spezial-Leiter, welche die Männer auf dem Dach nutzen, heißt auch „Kliebe“ und lässt sich ins Reet einhängen. Ein kleines Brett wird dazu genutzt, um alles zurecht zu klopfen.
Wenn Sie mehr über die nachhaltige Dacheindeckung mit Reet erfahren möchten, informieren Sie sich auch auf der Website der Reetdachdeckerinnungen oder bei einem Anbieter für Bauen mit Reet, beispielsweise dem Unternehmen HISS REET Schilfrohrhandel.